Studienabbruch - Scheitern oder Chance?

 

Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hat errechnet, dass in kaum einem  anderen Land so viele Studenten ihr Studium abbrechen wie in Deutschland. Gerade auch in den Technikfächern, in denen besonders hoher Fachkräftemangel herrscht, ist die Zahl derjenigen, die den Abschluss nicht schaffen, in den letzten Jahren nicht gesunken. Das Bachelor-Master-Studium hat daran wenig geändert.
Die Hochschulen haben sich bisher auch nicht um die Förderung der Studenten gekümmert. Jeder Neuimmatrikulierte brachte den Universitäten Geld vom Staat - ob der Student den Abschluss schaffte oder nicht, tat nichts zur Sache. Darum konnte es den Hochschulen auch relativ egal sein, wie der Werdegang der Studenten sich gestaltete. Studienabbrecher waren gar nicht mal so ungern gesehen, denn das leerte die Hörsäle und Seminare, und der Arbeitsaufwand für die Professoren sank.
Mit dem im letzten Dezember zwischen Bund und Ländern geschlossenen Hochschulpakt soll das nun geändert werden. Die Hochschulen bekommen ihr Geld nicht mehr insgesamt am Anfang des Studiums ausbezahlt, sondern zehn Prozent werden erst einmal einbehalten. Dieses Geld könnte sehr gut dazu genutzt werden, auftretenden Problemen bei den Studierenden entgegenzuwirken, was natürlich auch bedeuten würde, dass Steuergelder nicht einfach dadurch verloren gehen, dass das Geld gar nicht dort ankommt, wofür es gedacht war, nämlich bei den Studierenden.
Abgesehen von diesem Aspekt wird allgemein und oft ein Scheitern im Studium als Katastrophe für den Betroffenen und das Fehlen einer Förderung, die angeblich das Rezept gegen den Abbruch und für den Erfolg ist, als Skandal gesehen.

Doch ist der Studienabbruch für die Betroffenen wirklich immer so tragisch?  So mancher, der nach zwei, drei oder vier Semestern gemerkt hat, dass nicht nur die angestrebte Fachrichtung, sondern ein Studium insgesamt und der daraus dann sich ergebende Beruf nicht das ist, was er sich für seinen Lebensweg vorgestellt hat, hat erfahren, dass ein Abbruch keineswegs mit einem Scheitern gleichzusetzen ist. Um es deutlich zu sagen: Ein Studium alleine ist sicher nicht der Garant für ein glückliches Leben und finanziellen Erfolg im späteren Beruf. Wenn sich also herausstellt - je früher, desto besser - dass das Studium nicht die Zufriedenheit bringt, mit der es landläufig oft in Verbindung gebracht wird, so ist der Abbruch sicherlich angeraten.

Ein weiterer Aspekt kommt zum Tragen. Vor Jahrzehnten wurde der Spruch geprägt: "Schick dein Kind länger auf bessere Schulen!" Leider ist das vielfach missverstanden worden. Nun meinte das Gros der Eltern, das Gymnasium sei die allein seligmachende Schulform. Aufnahmeprüfungen für das Gymnasium, noch in den Sechzigern gang und gäbe, wurden abgeschafft, die Empfehlungen der Grundschullehrer, wo das Kind nach dem Ende des 4. Schuljahres am besten aufgehoben sei, hatten keinerlei verpflichtenden Charakter mehr, Probeunterricht fiel weg.
Da sich dann nach einiger Zeit u. U. herausstellte, dass das Kind mit dem Gymnasium überfordert war, die Menge der Schüler jedoch immer wieder als Qualitätsmerkmal für ein Gymnasium galt, und ein Wechsel in die Hauptschule als Schande gesehen wurd, wurden die Ansprüche gesenkt. In der Folge wurden die Anforderungen an den Universitäten ebenfalls abgeschwächt, die Hauptschule wurde zur Restschule.
In den Sechzigern gab es auf den Gymnasien das sogenannte "Puddingabitur". Es war der Abschluss für diejenigen, die sich vor der Oberstufe nicht für den wissenschaftlichen Zweig der Ausbildung entschieden hatten, sondern für den hauswirtschaftlichen. Im Zuge des allgemeinen Trends, möglichst viele Studenten zu produzieren, wurde aus dem Puddingabitur ein Vollabitur, was zum Studium aller Fächer berechtigte. Die Abbruchhäufigkeit der Studien stieg damals rasant, da viele Studenten erkennen mussten, dass sie entweder überfordert waren, oder ihnen ein Studium der Wissenschaft überhaupt nicht die Freude bereitete, die man ihnen versprochen hatte.

Was also ist zu tun?
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet ... ob er nicht doch was Besseres findet!" möchte man das Zitat aus Schillers Glocke verändern, um dann wieder mit Schiller fortzufahren: "Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang ...", wenn man sich falsch entschieden hat. Die Überprüfung, ob der eingeschlagene Weg auch der richtige ist, sollte schon recht früh und immer wieder aufs Neue stattfinden.
Ein Hochschulpakt, wie er jetzt geschlossen wurde, war sicherlich überfällig und zielt in die richtige Richtung. Es soll aber Menschen geben, die ohne Studium glücklich sind, auch wenn sie es sogar hätten zum Abschluss bringen können. Thomas Gottschalk ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass das keine Katastrophe ist. 
Auch Dieter Nuhr war offensichtlich nicht so zufrieden mit dem Studium und dem dann folgenden Beruf, sonst wäre er nicht das, was er heute ist. Für beide war es die Chance, das zu machen, was ihnen wirklich Freude bereitet.

Fördern ist wichtig, um Defizite aufzuholen, warum auch immer sie entstanden sind. Und die Lehrer bei AHA! haben nicht nur die entsprechende Qualifikation, sondern sind auch mit Leib und Seele bei der Sache. Sie sind aber auch ehrlich und sagen, wenn Probleme nicht so schnell oder vielleicht auch gar nicht lösbar sind. Das sind wir, das ist die AHA! Nachhilfe Ihnen, liebe Eltern, schuldig.

Links dazu:   

http://www.zeit.de/2014/53/studienabbrecher-studium-hochschule-hochschulpakt
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/glueckliche-studienabbrecher-vom-hoersaal-in-die-ausbildung-a 896479.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46169817.html

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