Home Schooling

Fluch oder Segen? Könnte der Präsenzunterricht irgendwann überflüssig werden?

Für viele Eltern ist die Antwort glasklar: Home Schooling ist eine Herausforderung! Doch Schüler/innen können in solchen Zeiten durchaus was für’s Leben dazu lernen.

Die Corona-Krise hat in nahezu allen Bereichen des Lebens Anpassungsfähigkeit und Kreativität gefordert – auch im Schulwesen. Das Konzept Home Schooling als Ersatz für den Präsenzunterricht ist aber nicht bei allen Schülern/innen und Eltern gut angekommen.

Aber warum eigentlich nicht? Schule zu Hause hört sich doch erst mal nicht schlecht an. Schüler/innen können sich die Arbeitszeit selbst einteilen und entspannt im eigenen Zimmer lernen. Keine lästige Anfahrt zur Schule. Kein früher Weckruf nötig. Der Umfang des Schulstoffs wird abgespeckt und überwiegend auf die Kernfächer Deutsch, Mathe und Englisch oder Französisch reduziert. Die Benotung der Leistungen fällt vorerst weg. Deshalb haben Schüler/innen auch viel mehr Zeit, neben den aktuellen Anforderungen der Schule alte Wissenslücken zu füllen. Dazu kommt: Das Internet dient als Vertretungslehrer! Heutzutage gibt es zu nahezu jedem Lernfeld ein Erklär-Video auf diversen Plattformen.

In der Realität wurde das Konzept Home Schooling aber lange nicht so positiv angenommen. Viele Schüler/innen fühlen sich ziemlich verloren ohne die Betreuung ihrer Lehrer/innen. Die Disziplin, die für ein selbstständiges Zeitmanagement nötig ist, fehlt bei vielen Kindern und Jugendlichen schlichtweg einfach noch. Die Eltern sind gezwungen einzugreifen. Das gibt meistens Stress. Keine lästige Anfahrt zur Schule – aber dafür viel Langeweile zu Hause. Kein früher Weckruf, aber dafür lange und quengelige Abende. Und wie sieht’s mit dem Lernen an sich aus? Den meisten Schülern/innen fehlt einfach das begleitete Lernen. Nicht allen Eltern ist es möglich, den Ersatzlehrer im ausreichenden Umfang zu spielen. Und auch das Internet kann die pädagogische Betreuung nicht ersetzen. Die Nutzung der neuen Medien ist oftmals weniger sinnvoll und wird vorwiegend zur Unterhaltung genutzt. Dazu kommt, dass der Wegfall der Benotung jegliche Motivation zum Lernen nimmt.

Es ist relativ klar: Präsenzunterricht wird wohl nicht durch Home Schooling ersetzt werden können. Gerade für junge Schüler/innen ist das angeleitete Lernen im Schulkontext wichtig. Wichtige Rollen spielen das Pflichtgefühl und auch soziale Kontakte in der Schule. 

Auch wenn die Umsetzung von Home Schooling schwieriger ist als gedacht, birgt es auch die Möglichkeit für Schüler/innen mittlerer und höherer Klassenstufen, neues dazu zu lernen. Zum Beispiel das eigenständige Lernen, das im Beruf und auch in einer akademischen Laufbahn von großer Bedeutung ist. Das eigenständige Recherchieren, um neue Themenfelder zu verstehen, fördert die Selbstständigkeit. Im Gegensatz zum Präsenzunterricht können Schüler/innen im eigenen Tempo Themen verarbeiten. Schüler/innen müssen lernen, Verantwortung für ihre eigenen Fortschritte zu übernehmen. Das Konzept Home Schooling kommt einem Studium und auch dem echten Berufsleben näher als der gewohnte Schulbetrieb – die Schlüsselbegriffe sind Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Im schulischen Kontext fehlen diese Komponenten häufig. Nicht selten werden frischgebackene Abiturienten/innen deshalb in Ihrem ersten Semester oftmals ins kalte Wasser geschmissen. Sie fühlen sich schnell überfordert im neuen Lernkontext.

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