Ist das „Turbo-Abitur“ besser als sein Ruf?

Kürzlich stellten Kultusminister Andreas Stoch (Baden-Württemberg) und Ulrich Trautwein (Bildungswissenschaftler) in Frankfurt eine Studie des Tübinger Hector-Instituts zum Vergleich der Leistung von G8 und G9 Abiturienten vor. Dabei wurden die Abiturjahrgänge 2010/11 bis 2012/13 in Baden-Württemberg ausgewertet, im Jahr 2012 gab es ja einen doppelten Abiturjahrgang (G8 und G9).

Dabei zeigte sich, dass sich der von Kritikern des verkürzten Abiturs immer wieder angeführte erhöhte Stress nicht, oder nur kaum, von den Schülern wahrgenommen wurde. Viele Aktivitäten der G8 und G9 Schüler unterschieden sich nicht wesentlich, allerdings blieb den Absolventen des Turbo-Abiturs weniger Zeit in den Bereichen „Nebenjob“, „Sport“, „Freunde treffen‘“ und „Fernsehen“.

Was die schulischen Leistungen angeht, fanden sich nach der Studie keinerlei Unterschiede zwischen G8 und G9 Schülern in den Fächern Physik und Mathematik. Bei anderen Fächern allerdings gab es Abweichungen. In Biologie gab es leichte Vorteile für die G9-Jahrgänge. Es zeigte sich auch, dass Schülerinnen und Schüler aus G8 Jahrgängen in Englisch substantiell schlechter abschnitten, als die der G9 Jahrgänge. Dies führen die Wissenschaftler darauf zurück, dass insbesondere in Englisch Anregungen außerhalb der Schule, wie Auslandsaufenthalte, englische Filme sehen oder englische Bücher lesen, eine große Rolle beim Erlernen der Sprache spielen, und dafür 1 Jahr weniger Zeit zur Verfügung steht.

Der Übergang von G9 zu G8 geschah damals nach Trautwein überhastet und ohne ausreichende Reformen der äußeren Rahmenbedingungen sowie der pädagogischen Arbeit in den Schulen. Allerdings sollte nach Ansicht der Forscher in der aktuellen Studie im Hinblick auf die Qualität des gymnasialen Unterrichts und das Bildungssystem eine erneute Debatte zu G8/G9 vermieden werden.

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